Verhaltenstherapie
Vielfältige Behandlungsmethoden
Streng genommen gibt es gar nicht die Verhaltenstherapie.
Verhaltenstherapie umfasst vielfältige Behandlungsmethoden, so dass je nach konkreter Problemstellung die Therapie ganz unterschiedlich aussehen kann. Allen Behandlungsmethoden ist jedoch gemeinsam, dass sie einen engen Bezug zu wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Psychologie und Nachbardisziplinen aufweisen.
Kernelement: „Problem- und Bedingungsanalyse“
Fälschlicherweise wird von manchen Menschen angenommen, dass sich die Verhaltenstherapie nur mit der Änderung von Verhalten beschäftigt, ohne sich um die Hintergründe eines Problems zu kümmern. Kernelement jeder Verhaltenstherapie ist jedoch die sogenannte „Problem- und Bedingungsanalyse“, d.h. Therapeut und Patient erarbeiten gemeinsam ein umfassendes Erklärungsmodell für die Entstehung und Aufrechterhaltung des vorliegenden psychischen Problems, um so Ziele und Änderungsstrategien ableiten zu können.
Das Problem in all seinen Facetten betrachten
Zunächst betrachtet man das eigentliche Problem in allen Facetten, also welches Verhalten, welche Gefühle, welche Gedanken und welche Körperreaktionen dazu gehören, wodurch es ausgelöst wird und welche Konsequenzen es in bestimmten Situationen hat. Gleichzeitig schaut man aber auch, welche Vorbedingungen für das Entstehen des Problems gegeben waren. Hier spielt die Lebensgeschichte eine wesentliche Rolle, also welche Lernerfahrungen jemand gemacht und welche aktuell hinderlichen Grundhaltungen er entwickelt hat. Aber auch „Persönlichkeit“ und „Charakter“ fließen hier mit ein. Schließlich wird auch betrachtet, welche Bedingungen der Lebenssituation zur Entstehung der Beschwerden beigetragen haben.
Das Puzzle zusammensetzen
Insgesamt stellt sich die zentrale Frage, wie es dazu kommen konnte, dass ein Mensch an einem bestimmten Punkt seines Lebens offensichtlich nicht anders als mit den psychischen Leiden reagieren konnte und welche Konsequenzen dies nun für ihn hat. Diese Grundstruktur therapeutischen Denkens und Arbeitens erweist sich immer wieder als sehr hilfreich, denn sie macht verstehbar, dass man die Probleme sowohl auf einer übergeordneten Ebene verstehen als auch die resultierenden Verhaltens-, Gefühls- und Denkgewohnheiten durchbrechen und tatsächlich verändern muss.
Hilfreiches Wissen wissen
Eine wesentliche Rolle spielt in der Verhaltenstherapie dabei auch die Psychoedukation, d.h. das Vermitteln von psychologischem Fachwissen. Bei vielen Störungsbildern weiß man heute, welche allgemeinpsychologischen Prinzipien (z.B. Lerntheorien) bei der Entstehung und Aufrechterhaltung relevant sind. Dies zu erkennen und zu verstehen, ist für viele Betroffene schon ein wesentlicher Gewinn und führt zu einer deutlichen Entlastung.
Veränderungsziele und Behandlungsstrategien
Schließlich lassen sich aus allen gewonnenen bzw. verfügbaren Informationen konkrete Veränderungsziele und Behandlungsstrategien ableiten. Es wird geschaut, wo Änderungen für eine dauerhafte Lösung des Problems notwendig sind – sei dies im konkreten Verhalten, in den Einstellungen, im Denken oder im Fühlen. Aber auch die Änderung bestimmter Umweltbedingungen und zwischenmenschlicher Interaktionen könnte sich als Ziel herauskristallisieren.
Verhaltenstherapie – Neues Verhalten erproben und üben
Dabei ist Einsicht in Problemzusammenhänge zwar eine notwendige, aber meist noch keine hinreichende Bedingung für die Veränderung „eingefahrener“ Muster. In ihren Methoden erschöpft sich die Verhaltenstherapie daher nicht im Nachdenken und Diskutieren. Zentral sind das Erproben und Üben von neuen Verhaltens- und Erlebensweisen etwa in Expositions- und Konfrontationsübungen, in Verhaltensexperimenten, durch Beobachtungsaufgaben, in Rollenspielen oder Kompetenztrainings. Eine aktive Mitarbeit des Klienten ist dabei nicht nur während der Sitzungen in der Praxis, sondern vor allem auch im Alltag erforderlich.